INDIANER INUIT: THE NORTH AMERICA FILM FESTIVAL 2004
Rückblick auf das Filmfestival
INDIANER INUIT: Das Nordamerika Filmfestival, war das erste seiner Art in Europa überhaupt. Die Veranstaltung konnte einen großartigen Erfolg verzeichnen. Nahezu 3000 Cineasten zählten die Organisatoren in Stuttgart (18. – 23. 11.) und Zürich (24. – 28. 11. 2004).
Unter der Schirmherrschaft der Deutschen und Schweizerischen UNESCO-Kommissionen sowie des American Indian Film Institute & Festival in San Francisco erfuhr das innovative Festival nicht nur große Beachtung beim europäischen Publikum, sondern ebenfalls im indigenen Nordamerika. Ausschlaggebend hierfür war u. a. eine ausgezeichnete Presseberichterstattung in den Print-Medien sowie bei diversen Radiostationen wie z.B. dem SWR.
In Stuttgart hatte nahezu die Hälfte der Kinobesucher eine Dauerkarte gelöst. Einige Personen reisten aus entfernten Bundesländern an bzw. kamen sogar aus Dänemark und den Niederlanden.
Das Filmfestival verdankt diesen Erfolg vielen Menschen, die sich dafür mit großer Begeisterung und Inspiration eingesetzt haben. Auch sie gehören dazu und haben durch ihr Engagement zur Verwirklichung einer, wie wir finden, sinnvollen und nachhaltigen Idee beigetragen. Das Stuttgarter Filmfestivalteam, wie auch die Züricher Partner und Gunter Lange als künstlerischer Leiter des Gesamtfestivals, wissen diese Hilfe sehr zu schätzen und bedanken sich bei allen Sponsoren sehr herzlich!
Begeistert über die Organisation und das Zuschauerinteresse waren ebenfalls unsere indianischen Gäste, die sich sowohl in Stuttgart wie auch in Zürich überaus wohl gefühlt haben und mit den besten Erinnerungen in die „Neue Welt“ zurück kehrten. Die kanadische Schauspielerin Alex Rice meinte diesbezüglich sogar, dass es das best organisierteste Filmfestival war, an dem sie jemals teilgenommen hätte.
Im Zuge des Filmfestival wurden zahlreiche informative Gespräche geführt und persönliche Kontakte geknüpft, die in die Zukunft weisen. Indianer & Inuit, das erst Nordamerika Filmfestival Europas bereitete somit den Boden für weitere Kooperationsprojekte, und das öffentliche Interesse legt es nahe, das Festival als interkulturelle Veranstaltung der besonderen Art in Stuttgart und Zürich zu etablieren.
Die Planungen für das kommende Filmfestival, das im Frühjahr 2007 stattfinden wird, haben bereits begonnen. Das Festivalteam würde sich sehr freuen, wenn uns alle Sponsoren und Kooperationspartner wieder zur Seite stehen würden.
Presse zum Filmfestival 2004
Südkurier Konstanz, Wochenendbeilage, 13.11.2004
Europas erstes „Indianer & Inuit-Filmfestival“ zeigt Mythos und Wahrheit. Spätestens seit Kevin Costners modernem Klassiker „Der mit dem Wolf tanzt“ dominiert das Bild des edlen Wilden. In Europa gab es das dank „Winnetou“ und Karl May schon länger. Aus Sicht der Indianer, die sich lieber Native Americans nennen, Amerikas Ureinwohner, ist beides falsch. Sie bevorzugen Filme wie „Smoke Signals“, in denen sie als ganz normale Menschen gezeigt werden, die sich mit Witz und Ironie gegen das soziale Elend in den Reservaten stemmen…Typisch für die heutige gesellschaftliche Stellung und das Image der amerikanischen Ureinwohner ist ihre Rolle in der Werbung: dort sind sie entweder komplett dämlich oder repräsentieren das ökologische Gewissen…Gunter Langes Mission gilt nicht den Ureinwohnern Amerikas, sondern den Europäern: In monatelanger Vorbereitung hat er das erste „Indianer & Inuit“- Filmfestival auf dem alten Kontinent organisiert. Prädestiniert für diese Aufgabe dürfte er wie kein zweiter sein: Als einer der ersten Weißen und als erster Europäer überhaupt durfte Lange beim American Indian Film Institute & Festival in San Francisco arbeiten…
Stuttgarter Zeitung, Kulturteil, 17.11. 2004
Vielen Filmen des Festivals merkt man an, dass sie nach innen Mut, nach außen Eindruck machen möchten…Von der Bildermaschine des weißen Mannes überrollt und dabei zu einer grotesken Witz- und Buhmannfigur ausgewalzt worden zu sein: Diese Gefühl kann Amerikas Ureinwohner niemand verdenken. Das Kino war tatsächlich eine Propagandawaffe des weißen Amerika, der Western auch ein Instrument der Geschichtsfälschung. Diese Erfahrung mit Film ist auch kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte. Sie prägt das Verhältnis der indianischen Filmemacher zu ihrem Medium und auch das zu ihrem Publikum…
Esslinger Zeitung, Ez-Online, 17.11. 2004
„ Ja, des war schee, aber heut` gibt´s koine Indianer meh“, sang einst die Schwabenrockkapelle Grachmusikoff. Und es gibt sie doch noch, die Indianer. Sogar solche, die Filme über sich und ihre Lebenssituation machen…Vom Western-Bild des auf dem Kriegspfad befindlichen Indianers müssen sich die Zuschauer dieses ersten Indianer- und Inuit-Filmfestivals auf deutschem Boden verabschieden…
Leonberger Zeitung, Kulturteil, 18.11. 2004
Die Welt der Indianer ist Europas Gegenentwurf zu unserer materiellen Gesellschaft. Dass sich ein „echter“ Indianer in derlei Darstellungen oder auch in den Stereotypen der US-amerikanischen Filmindustrie nicht wieder findet, ist verständlich…Festivalleiter und Experte in Sachen indianischer Film ist der in Konstanz lebende Gunter Lange. Jener hat vor einigen Jahren beim American Indian Film Institute und Festival in San Francisco gearbeitet und nutzt nun seine regen Kontakte…
Südkurier Konstanz, Baden-Württemberg, 22.11. 2004
Gelungene Premiere…Dass auch die Community der Native Americans vom Erfolg des Festivals erfahren wird, dafür werden ganz sicher die aus den USA und Kanada eingeflogenen Gäste unter ihren Stammesbrüdern und- schwestern Kunde tun…“In unserer Heimat sind diese Filme nur auf Native-Festivals zu sehen, deshalb ist es so wunderbar, dass sich hier in Stuttgart so viele Menschen dafür interessiert haben“, war Mohawk-Schauspielerin Alex Rice bei der Abschiedsveranstaltung sichtlich gerührt. Überwältigt war aber auch Michael Smith, der Leiter und Gründer des AIFF: „ Ich hätte nicht gedacht, dass der Traum des Konstanzers Gunter Lange, der 2001 ein Praktikum bei uns machte und unsere Filme in Deutschland und der Schweiz präsentieren wollte, so schnell wahr werden würde…
Zürcher Tages-Anzeiger, 25.11. 2004
Abseits von Lagerfeuerromantik, Tipis, Federschmuck und Kriegsbemalung beschreibt der Regisseur Chris Eyre in seinem Film „Skins“ schonungslos den Alltag in Indianerreservaten, in denen die Lebenserwartung nur halb so hoch ist wie im amerikanischen Durchschnitt. In Zusammenarbeit mit Nordamerika Native Museum und vielen Kooperationspartnern in Deutschland und der Schweiz zeigt das Filmpodium eine Auswahl von Filmen des American Indian Film Festival in San Francisco. Ein Schwerpunkt des Festivals sind Dokumentarfilme, die sich zu grossen Teilen der Ausbeutung der Bodenschätze durch die US-amerikanische Regierung und der damit verbundenen Zerstörung der indianischen Lebenskultur widmen.
Zürcher Wochenzeitung, 25.11.2004, Seite 23
„ Du musst aussehen, als kämest du gerade von der Büffeljagd zurück.“ – „Aber hey, unsere Vorfahren waren doch gar keine Büffeljäger, sondern Fischer!“ wendet Thomas ein, worauf Victor meint, das sei doch egal, wen interessierten schon Fischer. Die Szene aus dem Spielfilm „Smoke Signals“ (USA 1998) sagt einiges über das Indianerklischee, das sich auch in den Köpfen der IndianerInnen selbst festgesetzt hat – oder wie es im Film heißt: „Das Einzige, was noch peinlicher ist als Indianer im Fernsehen sind Indianer, die sich Indianer im Fernsehen ansehen…“ Seither haben immer mehr Indianer und Inuit selber die Kamera in die Hand genommen und ihre eigene Wirklichkeit jenseits der Hollywoodklischees zu Spiel- und Dokumentarfilmen verarbeitet.