Mankiller

Freitag, 7. Februar 2020 um 18:00 Uhr
Robert-Bosch-Saal, vhs Stuttgart

Dokumentarfilm USA 2017, Regie: Valerie Red-Horse Mohl/ Gale Anne Hurd, 74:00 Min, FSK keine Angabe, Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln

Biographische Dokumentation über die herausragende Politikerin Wilma Mankiller (Cherokee), die 1998 von Präsident Bill Clinton mit der Medal of Freedom ausgezeichnet wurde. Über drei Amtsperioden hatte sie das höchste politische Amt (Principal Chief) der Cherokee Nation inne und sie gilt bis heute als eine der führenden Kämpferinnen für Gleichberechtigung.

 

Mankiller

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Hintergrundinformationen – Deutsche Version

Fehlendes Selbstbestimmungsrecht für indigene Völker

Seitdem europäische ‚Entdecker‘ im Territorium des heutigen Nordamerika ankamen, wurde von den dort lebenden indigenen Bevölkerungsgruppen erwartet, dass sie sich den kolonisierenden Europäern anpassen. Als die Vereinigten Staaten wuchsen, wurden die indigenen Stämme weiter nach Westen gedrängt, bis ihnen ihr Land und ihre Lebensweise fast vollständig gestohlen wurden. Obwohl der Kolonialismus bis heute fortwirkt, kämpften indigene Führer im Laufe der amerikanischen Geschichte darum, für sich und ihre Gemeinschaften Selbstbestimmung zu gewinnen. Die Beziehung zwischen der indigenen Bevölkerung und der US-Regierung wurde von letzterer dominiert durch Entscheidungen und Normen ebenso wie durch deren paternalistische Haltung. Die US-Regierung entschied per Erlässe und Gesetze darüber, was ‚das Beste‘ für die indigene Bevölkerung sei, oft ohne vorherige Rücksprache mit dieser. Indigene Bedenken werden von der US-Regierung oft zurückgewiesen oder ignoriert (siehe die Proteste gegen die Dakota Access Pipeline), aber vielen indigenen Führern gelingt es trotzdem, Veränderungen in ihren Gemeinden herbeizuführen, indem sie beharrlich und engagiert daran arbeiten, den indigenen Gruppen ihre Autonomie zurückzugeben.

Die Führungsrolle von Mankiller für indigene Bevölkerungsgruppen

Indigene Völker waren in der Vergangenheit auch in der Regierung unterrepräsentiert, insbesondere indigene Frauen. Darüber hinaus sind indigene Völker oft der Willkür der US-Regierung ausgeliefert, und weil sie in der Regierung unterrepräsentiert sind, wurden sie historisch als unsichtbar behandelt. Was Wilma Mankiller zu einer besonders erfolgreichen und bekannten indigenen Führerin macht, ist die Tatsache, dass sie ihre politische Arbeit und Führung in den Dienst ihrer Cherokee-Community stellte und so deren ‚Unsichtbarkeit‘ angehen konnte. Wenn indigene Führer und Menschen zusammenkommen, um ihre Gemeinschaftsangelegenheiten zu verhandeln, gewinnt die Gemeinschaft Selbstbestimmung zurück. Es ist in indigenen Gemeinschaften allgemein bekannt, dass die US-Bundesregierung meist uninteressiert oder unvorbereitet ist, wenn es darum geht, indigenen Völkern zu helfen; dies ist in der Vergangenheit in den Vereinigten Staaten seit Jahrhunderten der Fall gewesen. Wenn sich die Menschen jedoch ausreichend selbst organisieren können, wird eine staatliche Intervention überflüssig, da die indigenen Völker die Möglichkeit haben, ihre Probleme selbst zu lösen (siehe Mankillers Rolle bei der Lösung der Sanitärprobleme in der Cherokee Community in Bell, Oklahoma).

Mankiller, der Film

Dass die Entstehung des Films weitgehend von Bürgern finanziert wurde, spricht für die Idee als indigene Gruppe gemeinschaftlich Veränderungen für sich selbst herbeizuführen. Dieser kooperative Ansatz bei der Filmproduktion und der Finanzierung des Films entspricht der indigenen Weltanschauung, die mehr auf die Gemeinschaft als auf den Einzelnen ausgerichtet ist. Obwohl der Film in die etablierten Praktiken des indianischen Dokumentarfilms passt, überschreitet er dennoch die scheinbaren Grenzen zwischen nicht-indigenen und indigenen Zuschauern. Der Film wurde auf verschiedenen Filmfestivals in den USA gezeigt (und nicht nur auf indigenen Filmfestivals).

Eine Geschichte für alle Frauen

Mankillers Ruf als Führerin der Cherokee ist nicht der einzige Aspekt ihrer Identität, der den Film antreibt, und ihre Geschichte ist nicht nur eine für indigene Frauen: Der Film ist relevant für alle Frauen, die entschlossen sind, Grenzen zu überschreiten. Dass es sich bei den Filmemacherinnen um die indigene Frau Valerie Red-Horse Mohl und die jüdisch-amerikanische Frau Gale Anne Hurd handelt, gibt dem Film Authentizität, wenn er das Bild einer entschlossenen Führerin zeigt, die für den Fortschritt in ihrer Gemeinschaft kämpft. In einer Zeit, in der Frauen gläserne Decken zerbrechen, aber immer noch auf eklatanten Sexismus stoßen, ist es wichtiger denn je, dass Frauen andere Frauen unterstützen, besonders wenn sie aus unterschiedlichen Hintergründen und Gemeinschaften kommen.

(Hannah Herrera, Studierende der Universität Tübingen)

Background Information – English Version

Lack of Sovereignty for Indigenous People

Since European explorers arrived on the land of what today makes up North America, indigenous populations living there were expected to assimilate to the rule of the colonizing people. As the United States grew, indigenous tribes were pushed further westward until their lands and their lifestyles were almost completely stolen from them. Although indigenous people are still influenced by the powers that colonized them, indigenous leaders throughout American history have fought to bring agency back to their communities in order to address the issues that they face. The relationship between indigenous people and the U.S. government has been dominated by decisions and norms of the U.S. government, which often takes on a paternalistic role over indigenous groups. Various acts, laws, and bureaus of the U.S. government have determined what is best for indigenous people often without consulting with indigenous leaders first. Their concerns are often dismissed or ignored by the U.S. government, (c.f. the protests against the Dakota Access Pipeline), but many indigenous leaders are able to bring change to their communities through their persistence and dedication to bringing autonomy back to indigenous groups.

Mankiller’s Leadership Role for Indigenous Communities

Indigenous people have also been historically underrepresented in government, particularly indigenous women. Additionally, indigenous people are often at the mercy of the will and rule of the U.S. government and because they are underrepresented in government, they have historically been treated as invisible to the rest of the U.S. What makes Wilma Mankiller a particularly successful and well known-indigenous leader is the fact that during her life and leadership, she was able to work as a servant leader within her Cherokee community and address this invisibility. When indigenous leaders and people come together to address their community issues, they bring back a sense of agency to their community. It is common knowledge in indigenous communities that the federal government is most often uninterested or unprepared to aid the communities; this has historically been the case in the United States for centuries. However, if the people can organize themselves enough, federal intervention becomes unnecessary because indigenous people have the agency to solve their problems themselves (see Mankiller’s role in solving the plumbing problems in the Cherokee community in Bell, Oklahoma).

Mankiller the Film

The fact that the film’s development was largely crowdsourced by citizens who chose to donate money to fund it speaks to the idea of community necessary for indigenous groups to create change for themselves. This collaborative approach to filmmaking and funding the film speaks to the indigenous worldview that is centered more on the community than the individual. However, while fitting into the tradition of Native American Documentary Film practices, the film still transcends boundaries of viewership often placed between non-indigenous and indigenous people. The film has been shown at different film festivals throughout the U.S. (and not only indigenous film festivals).

A Story for All Women

Mankiller’s renown as a Cherokee leader is not the only aspect of her identity that drives the film, and her story is not only one for Native American women: the film is relevant for all women who are determined to break down boundaries. That the filmmakers are indigenous woman Valerie Red-Horse Mohl and Jewish-American woman Gale Anne Hurd gives the film a sense of credibility when it presents an image of a determined woman leader fighting for progress in her community. At a time when women are shattering glass ceilings but are still met with blatant sexism, it is more important than ever that women support other women, especially when they come from different backgrounds and communities.

(Hannah Herrera, student of the University of Tübingen)