Dawnland

LaurelSamstag, 8. Februar 2020 um 22:00 Uhr
Robert-Bosch-Saal, vhs Stuttgart

Dokumentarfilm USA 2018, Regie: Adam Mazo, Ben Pender-Cudlip, 87 Min, FSK keine Angabe, Sprache: Englisch

Über Jahrzehnte hinweg wurden Kinder behördlich aus ihren Familien genommen, bzw. zwangsadoptiert. In Maine beginnt nun die erste „Truth and Reconciliation Commission“ der Vereinigten Staaten mit historisch bedeutsamen Nachforschungen zur Klärung dieser Vorgehensweisen. Dawnland blickt hierbei hinter die Kulissen…

 

Dawnland

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Hintergrundinformationen – Deutsche Version

Wahrheit & Versöhnung

Dawnland zeigt die Arbeit der Truth & Reconciliation Commission (TRC; Wahrheits- und Versöhnungskommission), welche 2011 unter Beteiligung von Stammesoberhäuptern im Bundesstaat Maine gegründet wurde. Ziel der Kommission war es, die Versöhnung mit der indigenen Bevölkerung zu erreichen, welche während des 20. Jahrhunderts den rassistischen Kinderfürsorge-Praktiken der US-Regierung ausgesetzt waren. Teil dieser politischen Praktiken war es, indigene Kinder von ihren Eltern zu trennen und sie in weißen Pflegefamilien und Internaten unterzubringen, um die indigenen Kulturen auszulöschen. Die Herausforderungen, denen die TRC gegenüberstand, scheinen über die Verbrechen des letzten Jahrhunderts hinauszugehen und weisen auf ein langanhaltendes Trauma durch Kolonisation hin.

Geschichte der Unterdrückung

Wabanaki, um die es in diesem Film geht, ist eine Identiät, welche die indigenen Gemeinschaften Passamaquoddy, Penobscot, Maliseet und Micmac umfasst. Die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Staat Maine und seinen indigenen Bewohner*innen ist gekennzeichnet von Turbulenzen und politischen Kämpfen, da die Regierung permanent ihre Macht missbrauchte; dies soll im Folgenden dargestellt werden.

Der Name “Wabanaki” bedeutet ursprünglich “People of Dawnland” (Menschen des Landes der aufgehenden Sonne), denn die Wabanaki bewohnen die Gebiete von Maine und Kanada schon seit der Gletscherschmelze vor 12.000 Jahren. Allein von 1616 bis 1619 starben drei von vier Indigenen durch die brutalen Auswirkungen der Kolonisierung wie Krankheiten und direkte Konflikte mit den europäischen Siedlern.

Für die nächsten 400 Jahre blieben die Beziehungen zwischen den Wabanaki und den kolonialen Mächten angespannt durch Misstrauen und Konfrontationen. Die US-Regierung bekämpfte die indigenen Gemeinschaften durch die Ermordung ihrer Mitglieder, durch Landraub und indem sie deren naturzentrierte Spiritualität unter Strafe stellten und durch das Christentum zu ersetzen suchten. Hinzu kommt, dass es durch die Konsequenzen der „child removal programs“ des 20. Jahrhunderts zu einem starken Rückgang der indigenen Bevölkerung kam: Von 32.000 blieben im Staat Maine nur 8.000 Indigene übrig. Das dysfunktionale Anpassungssystem wurde 1978 geändert, als der US Kongress den Indian Child Welfare Act (Gesetz zur indigenen Kinderfürsorge) beschloss, welches den Schutz und die Rechte der indigenen Familien und Kinder stärken sollte. Zwar führte dies zu einem Dialog zwischen dem Maine Office of Child & Family Services (Amt des Bundesstaates Maine für Kinder und Familien) und den „Wabanaki tribal-child welfare programs“ (den stammeseigenen Kinderfürsorgeprogrammen), doch das Misstrauen der indigenen Gemeinschaften gegenüber dem Staat besteht aufgrund von Traumata und historischer Unterdrückung fort.

Allgegenwärtige Spannungen

Die Spannungen werden auch durch die letzten Auseinandersetzungen zwischen den indigenen Gemeinschaften und dem Staat aufrechterhalten, wie z.B. den Rechtsstreit der Penobscot Nation mit dem Bundesstaat Maine um Jagd- und Angelrechte entlang des Penobscot River. Schließlich sind die indigenen Völker im ganzen Land immer noch in hohem Maß mit Armut, Arbeitslosigkeit, Inhaftierung und Drogenmissbrauch konfrontiert, die alle tief in den beschriebenen historischen Traumata wurzeln. Als solche stehen sie der Bildung einer auf Vertrauen basierenden Beziehung zwischen den indigenen Völkern und den Vertretern des Staates Maine im Wege.

(Magdalena Kopiec, Studierende der Universität Tübingen)

Background Information – English Version

Truth & Reconciliation

Dawnland portrays the workings of the Truth & Reconciliation Commission (TRC) established in 2011, which involved tribal chiefs in the state of Maine. The aim of the Commission was to reach reconciliation with Indigenous people who were subjected to the U.S. child welfare policies throughout the 20th century. These policies involved the removal of Indigenous children from their parents and their placing in white foster families and boarding schools as means of eliminating the tribal cultures. The challenges faced by the TRC seem to extend beyond the crimes committed in the last century and point towards the long-lasting trauma of the colonisation.

History of oppression

Wabanaki presented in the film is an identity that encompasses tribal communities of the Passamaquoddy, Penobscot, Maliseet, and Micmac. The history of relations between the state of Maine and its Indigenous inhabitants is turbulent and filled with political struggle, as the government persistently imposed abusive authority, which will be sketched out in the following.

The name ‘Wabanaki’ originally means ‘People of Dawnland’ and the community’s ancestors have inhibited the present-day territories of Maine and Canada since the retreat of the glaciers 12,000 years ago. From 1616 to 1619 alone, more than three in four individuals died due to the tragic effects of colonisation, including diseases and direct conflict with the European invaders.

For the next 400 years, Wabanaki relations with the colonial powers remained tainted with distrust and confrontation. The U.S government abused the Indigenous communities through killing their members, taking away their lands, banning their nature-centred spirituality and replacing it with the Christian religion. In addition, as a consequence of the 20th-century child removal programs, the 32,000 population has dropped drastically to only 8,000 tribal members in Maine. The dysfunctional assimilative system was changed in 1978, when the US Congress passed the Indian Child Welfare Act calling for the increased protection of the rights of Indigenous families and children. Although this led to the initiation of a dialogue between the Maine Office of Child & Family Services and Wabanaki tribal-child welfare programs, distrust between the state and the Indigenous communities continued due to the ongoing trauma of historical oppression.

Ever-present tensions

The tensions are also upheld due to the recent battles between the tribes and the state, such as the legal battle of the Penobscot Nation with Maine over hunting and fishing rights along the Penobscot River. Finally, Indigenous people across the country still face high rates of poverty, unemployment, incarceration and substance abuse, all of which are deeply rooted in the described historical trauma. As such, they challenge the forming of trust-based relationships between the tribes and representatives of the state of Maine.

(Magdalena Kopiec, student at the University of Tübingen)