INDIGEN: DAS NORDAMERIKA FILM FESTIVAL
Statements
Barbara Auer
Schauspielerin
„Ich finde es wunderbar, dass wir mit dem INDIGEN – Filmfestival die Möglichkeit haben, einen Einblick in das Leben, die Traditionen und Visionen der indigenen Völker zu bekommen, der frei von allen Klischees und jugendlicher Indianer-Romantik ist. Der nicht verklärt, sondern Neugier, Verständnis, Respekt und Verantwortung weckt. Und uns mit einer anderen Sicht auf die Natur und die Welt belohnt.“
Caroline Link
Oscar-Gewinnerin 2003
Regisseurin von „Nirgendwo in Afrika“
„Kino war für mich immer der Blick durch ein Fenster in eine fremde Welt. In meinen Filmen habe ich die Welt der Gehörlosen in Deutschland besucht oder den Überlebenskampf einer deutsch- jüdischen Familie 1940 in Kenia beschrieben.
Das Nordamerika Filmfestival bietet den Zuschauern einen authentischen Einblick in das Leben, die Belange und Fantasien der nordamerikanischen Ureinwohnern, die selbst die Kamera in die Hand nehmen, um uns von sich zu erzählen. Was könnte spannender sein, als ein Ausflug in diese Welt der indigenen Filmemacher. Hier geht es nicht um stereotypische Indianer-Geschichten. Hier geht es um Begegnungen mit Menschen, die einen großen kulturellen Schatz in sich tragen und bereit sind, ihn mit uns zu teilen!“
Bê Ignacio
Deutsch-Brasilianische Sängerin
„Das Wissen und die Weisheit der indigenen Völker auf der Erde – ganz bestimmt ein Schlüssel für ein gesundes und nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur. Wahrscheinlich trägt es jeder Mensch in sich, eben mehr oder weniger, in Brasilien etwas mehr, ich selbst habe indigenes Blut von meiner Urgroßmutter vom Volk der Guaraní. Diese Tatsache hatte für mich wie auch für die meisten Brasilianer lange Zeit keine größere Bedeutung. Im Laufe meines Lebens aber kam ich immer mehr in Kontakt mit der besonderen Lebenseinstellung, die fast allen indigenen Völkern der Erde gemein ist. Zunächst auch ohne direkt in abgelegene Regionen oder Reservate zu reisen.
Ich lebe mit meiner Familie seit vielen Jahren halbjährlich abwechselnd in Konstanz am Bodensee und in Ubatuba, an der Nordküste des Staates Sao Paulo. Die Einwohner dort sind „Caiçaras“, Mischlinge von Portugiesen und den indigenen „Guaraní“. Sie sind ein Volk von Fischern, Bauern und Jägern, die in Harmonie und fast in Symbiose mit ihrer Umwelt, dem Wald und dem Meer, leben. Je mehr wir mit unseren Freunden und Nachbarn in das Leben dort eintauchten, desto klarer wurde uns allen, wie viel Gedanken, Kultur und Wissen noch vom indigenen Erbe übrig und täglich sichtbar ist. Vor allem die Grundhaltung, mit dem Zufrieden zu sein, was man zum täglichen Leben benötigt, eine grundsätzliche Bescheidenheit und Demut, anstatt der Unersättlichkeit der „Höher-Schneller-Weiter“ Gesellschaft hat mich sehr fasziniert und beeinflusst.
Es ist ohne Frage eine enorm große Chance für uns, vom Wissen der indigenen Völker der Erde zu lernen. Und seitdem die ohnehin schon vielfältigen weltweiten Bedrohungen durch Regierungen wie der unter Präsident Bolsonaro in Brasilien noch weiter zunehmen, ist es umso wichtiger, die aktuelle Lebenssituation und das Schicksal von Indigenen zu beleuchten und bekannt zu machen – dazu ist das INDIGEN: Das Nordamerika Filmfestival zweifellos ein äußerst wichtiger und toller Beitrag.“
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Stephan Lamby
Journalist, Filmemacher
Das „INDIGEN: Das Nordamerika Filmfestival“ ist eine wunderbare Idee. Es ist toll, von einer anderen Kultur zu lernen, sich inspirieren zu lassen, Austausch unter Kreativen zu ermöglichen. Das öffnet die Augen, die Ohren und den Kopf gleichermaßen. Das können auch die Eingeborenen in Deutschland gut vertragen!“
Catherina Rust („Das Mädchen vom Amazonas“)
Buch-Autorin, Journalistin
Indigene sind das Gedächtnis der Menschheit. Sie sind Hüter jener Fähigkeiten, die unseren Vorfahren noch zu eigen waren, die wir jedoch schon lange vergessen haben. Ihre Kenntnisse über die Natur könnten Lösungen für unsere Zukunft beinhalten- vorausgesetzt, wir zerstören sie nicht. Mit jedem Volk welches schwindet, verlieren wir wertvolles Wissen. Einen Erfahrungsschatz, über Jahrtausende entstanden. Indigene sind jedoch noch viel mehr. Sie sind ein wertvoller Bestandteil des Facettenreichtums der Menschheit. Ihre Kulturen sind einzigartig und oftmals hoch komplex. Ihre Kosmologie zeugt von einem tiefen Verständnis für unseren Planeten und seine Lebewesen. Ihr Respekt vor der Natur, ihre Fähigkeit, im Einklang mit den Elementen zu leben, sollte uns daher den größtmöglichen Respekt abringen. Foto © by Jim Rakete
Prof. Dr. Kerstin Knopf
Universität Bremen
Warum schauen wir Filme? Filme malen Welten, die wir nicht kennen; Filme geben uns Einblicke in die Gedanken und Seelen von Menschen, die wir nicht wahrnehmen; Filme eröffnen uns Zugang zu Kulturen, von denen wir wenig wissen. Filme machen uns betroffen oder traurig, berühren und bringen uns zum Lachen – vor allem formen sie unsere Weltbilder.
In unserem Land, das noch stark von romantischen Schwärmereien über ‚Indianer‘ à la Karl May geprägt ist, wo ‚Indianer‘ zu Faschingskostümen und Spielplatzfiguren reduziert sind und wo stereotypenhafte ‚Indianer‘ unsere Kinderbücher bevölkern, können Dokumentar- und Spielfilme aus Nordamerika diese verzerrten oder gar falschen Bilder von indigenen Menschen korrigieren. Wir müssen solche Filme schauen, die uns aus indigenen Perspektiven Geschichte und Gegenwart, Wissen und Sprachen, Schicksale und Probleme, Glück und Humor der verschiedenen indigenen Völker zeigen. Genau dies ermöglicht uns das Indianer-Inuit Filmfestival in Stuttgart. DANKE!!
Prof. Dr. Kerstin Knopf, Universität Bremen
Sigrid Klausmann-Sittler / Walter Sittler
Regisseurin / Schauspieler, Produzent, Autor
„Wer eine gute Zukunft gestalten möchte, kommt nicht umhin, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. In Zeiten eines Donald Trump bekommt das Indianer- Inuit Festival eine neue Relevanz. Und nicht zuletzt dürfen wir mit dem Festival Teil haben an einer höchst lebendigen und faszinierenden Kultur, die in Vergessenheit zu geraten droht.“
Prof. Dr. Wolfgang Klooß
University of Trier
Zur Bedeutung indigenen Wissens
Als am 7. September 2014 in der Victoria Strait vor der King-William Insel das Wrack der “HMS Erebus“ des englischen Polarforschers John Franklin gefunden wurde, bedeutete dies das vorläufige Ende einer 170 Jahre währenden Suche in der kanadischen Arktis. Entdeckt wurde die “Erebus“ zwar mit Hilfe eines kleinen ferngesteuerten U-Boots, Hinweise auf den möglichen Ort der Katastrophe finden sich aber bereits in den lange Zeit unterbewerteten, nun aber zu Rate gezogenen zeitgenössischen Erzählungen der Inuit.
Was für heute gilt, findet seine Entsprechung im Kontext der Eroberungs- und Besiedlungsgeschichte Nordamerikas, wie exemplarisch die Lewis und Clark-Expedition (1804-6) zum Pazifik untermauert, die ohne die Kenntnisse und Unterstützung der Natives kaum zum Ziel geführt hätte. Und für den kanadischen Pelzhandel waren die Métis als Büffeljäger, Transporteure, Mittelsmänner und Dolmetscher unverzichtbar. Gleichwohl ist die Bedeutung indigenen Wissens nicht nur in der ’offiziellen’ Historiographie weitgehend unberücksichtigt geblieben, die Kulturkontakte haben vielmehr in der Unterdrückung und Diskriminierung der autochthonen Völker Nordamerikas gemündet.
Wenn die Geschichte heute dank des Beitrags indigener Forschung, die u.a. auf holistische Betrachtungsweisen und alternatives (mündliches) Quellenmaterial zurückgreift, umgeschrieben wird, so kann dies auch als Ergebnis einer jahrhundertelangen Resilienz begriffen werden. Dabei spielt die Tradierung kultureller Traditionen eine maßgebliche Rolle.
Der spektakuläre Fund der “Erebus“ zeigt beispielhaft, wie gewinnbringend das Zusammenspiel indigenen Wissens und moderner Technologie sein kann. Voraussetzung hierfür ist freilich ein unprätentiöser, dekolonisierter Blick auf das Andere, der das Fremde in seiner Fremdheit akzeptiert, so daß eine Form (reflektierten) interkulturellen Verstehens ermöglicht wird. Zu einer solchen kulturenübergreifenden Blickerweiterung trägt INDIANER INUIT: DAS NORDAMERIKA FILMFESTIVAL in signifikanter Weise bei.
Prof. em. Dr. Wolfgang Klooß ist Direktor des interdisziplinären Zentrums für Kanada-Studien an der Universität Trier. Er hat zahlreiche Publikationen zu den kanadischen Métis vorgelegt. 2015 erhielt er den renommierten Governor Generals’ International Award for Canadian Studies.
https://www.uni-trier.de/index.php?id=9657
Prof. Dr. Hartmut Lutz
Uni Greifswald
Sumus, ergo sum®: Zur Re-Indigenisierung des Westens. Mündlich überliefertes Wissen und traditionell gelebte Werte indigener Kulturen Nordamerikas vermitteln Achtung vor allen Lebensformen sowie ethische Verantwortlichkeit gegenüber dem gesamten Ökosystem, basierend auf unabdingbarer Gebundenheit an spezifische Regionen und Orte, zu denen menschliche Gemeinschaften als Verwandte ebenso gehören, wie die Tiere, Pflanzen und Mineralien, mit denen sie ein Habitat teilen. Ein solches, über viele Generationen gewonnenes empirisches Wissen fehlt weitgehend in Europa, wo Migrationen und Kriege immer wieder traditionelle Beziehungsgeflechte und daraus entstandene lokale Verantwortlichkeiten unterbrochen oder gänzlich zerstört haben.
Der bahnbrechende Solipsismus der Aufklärung, „cogito, ergo sum“ (ich denke, also bin ich), schien dem sich aus feudalen Abhängigkeiten befreienden Individuum zu versprechen, es könne sich als Einzelne(r) völlig auf sich selbst gestellt, der Umwelt entfremdet und von sozialen Verantwortlichkeiten befreit, ungestört der individuellen Selbstverwirklichung widmen. Indigene Traditionalisten, Künstler und Gelehrte weisen längst darauf hin, dass der Individualismus der Moderne auf Dauer nicht überlebensfähig ist, und dass ein sehr viel komplexeres Verständnis vom Verhältnis der Menschen zur Zeit und zum gesamten Ökosystem, sowie eine sehr viel radikalere Praxis bei der Umsetzung solchen Verständnisses vonnöten wären, um den derzeitigen linearen Weg des Westens in sein mögliches Ende zu verlassen, und um jenes Beziehungsgeflecht wieder herzustellen, welches (Über-)Leben erst ermöglicht.
Wenn die Lakota mit „Metakuye asin” (Alle meine Beziehungen/Verwandten) ein solches Beziehungsgeflecht ansprechen, sollten wir es unsererseits vielleicht als ein „sumus, ergo sum®“ (wir sind, daher bin ich) begreifen. Dabei geht es um nichts weniger als eine axiomatische “Re-Indigenisierung” Europas, bei der uns die traditionellen Erfahrungen und Erkenntnisse indigener Wissensvermittler und Künstler aus Nordamerika helfen können. Mit einer Rückkehr in die Steinzeit hat das ebenso wenig zu tun, wie mit esoterischer Indianertümelei oder Indianern als Öko-Gurus. Das Indianer-Inuit Filmfestival bietet uns allen eine Brücke, indigenem Denken näher zu kommen.
Klaus Scherer
ARD-Korrespondent, Journalist, Grimme- und Fernsehpreisträger
Mein letzter Film endete in der Inuit-Gemeinde Tikigaq, auch Point Hope genannt, in Alaska. Es war das zweite Mal, dass ich den Ort, dessen Friedhofszaun aus Walknochen besteht, mit meinem Kamerateam besuchte. Er gilt als eine der ältesten Siedlungen Amerikas. Wir hatten mit den Bewohnern der Region schon Feste gefeiert, gejagt und in Schneestürmen ausgeharrt, aber auch über ihre Prozesse gegen Ölmultis berichtet.
Vieles habe ich dabei gelernt. Etwa dass die Eigenschaften eines guten Jägers die gleichen sind, die wir in unseren Stellenausschreibungen rühmen: Geduld, Umsicht, Urteilskraft, Zielstrebigkeit, Teamgeist. Und doch lernte ich stets dazu. Zuletzt begleiteten wir zwei Jungs, die in den Klippen hunderte Vogeleier sammelten.
Es war April. Das ganze Jahr über freuten sich die Dörfler darauf, was sie mit zurückbrächten, sagten die beiden. Sieben Stunden waren wir unterwegs, per Boot und Kletterseil. Der Satz „Ich geh‘ mal eben Eier holen“ bekam für mich einen völlig neuen Sinn. Filme transportieren so etwas. Je mehr, desto besser – und am allerbesten aus erster Hand, also von einheimischen Filmemachern. Alles Gute dem „Indianer Inuit Filmfestival“.
Klaus Scherer ist Reise- und Sonderreporter beim NDR in Hamburg. Als ARD-Korrespondent berichtete er aus Japan und Amerika. Zudem produzierte er Abenteuerreportagen, darunter „Auf dem Polarkreis unterwegs“, „8000 Meilen bis Alaska“ und „Im Bann der Arktis“. Er erhielt u.a. den Deutschen Fernsehpreis und den Grimme-Preis. Er schrieb mehrere Bücher.